Der Egoismus des „NEIN sagenden Wattebauschs“

Ich höre oder lese immer wieder, dass ich ein Mitglied der so genannten „Wattebauschfraktion“ in der Hundeerziehung sei. Ich weiß eigentlich gar nicht so genau, was das sein soll. Doch wenn man die verbreitet vorherrschende Meinung im Netz über die Merkmale dieser Wattebauschfraktion zusammenstellt, stellen sie sich mir wie folgt dar: Wattebäusche sagen nie „NEIN“, sie erziehen Hunde ausschließlich über Klicker und machen viel „Gucci, Gucci“, teilweise auch gutschi, gutschi oder sonst wie buchstabiert. Wenn ich mir diese Merkmale so anschaue, bin ich alles andere als ein Wattebausch. Ich sage mal „NEIN“ zu Hunden, ich schaue sie sogar mal bedrohlich an, wenn ich anderer Meinung bin als sie – allerdings ist das relativ selten, mein Umgang mit Hunden beschränkt sich ganz bestimmt nicht auf Verbote und Abbrüche. Aber ein „NEIN“ ist schon mal drin – und gehört für mich zum Leben und einer Beziehung unter Lebewesen. Meine Hunde sagen es auch mal zu mir ;-)
So, das Merkmal „niemals nein zu sagen“ habe ich also nicht. Und, als wenn das noch nicht schlimm genug wäre – ich benutze zwar den Klicker als Werkzeug. Aber auch den relativ dosiert und bestimmt nicht dauernd. Er ist ein wichtiges Hilfsmittel, wie gesagt ein Werkzeug. Aber ein Zusammenleben zwischen Lebewesen, eine soziale Gemeinschaft kann meiner Meinung nach nicht nur über Werkzeuge funktionieren. Doch das ist insgesamt ein anderes Thema…
Hier möchte ich festhalten, dass ich zwei von drei wichtigen Wattebauschmerkmalen nicht erfülle. Und diese Gucci-Geschichte habe ich bis heute nicht verstanden. Hat das irgendwas mit Handtaschen oder Kleidung zu tun? Gut, da mir dazu der Durchblick fehlt, schließe ich dieses Merkmal komplett aus. Aber, zusammengefasst  bin ich im Prinzip nicht das, wofür ich gehalten werde. Verdammt, könnte gar das Image wanken?
Nun, ein bestimmtes Merkmal entdecke ich persönlich immer wieder an mir. Ich kann es einfach nicht sehen, wenn sich Augen fürchten. Dieser Blick, wenn Augen weit aufgerissen werden – biologisch gesehen weiten sich dann die Pupillen damit mehr Licht ins Auge gelangt um mehr von der Umwelt wahrnehmen zu können, weil dies zur Verteidigung von existenzieller Wichtigkeit sein könnte. Diesen Blick haben Hunde, wenn sie sich akut vor etwas fürchten, etwa vor Schlägen durch ihren Besitzer – wenn diese kurz bevorstehen oder wenn sie diese in Kürze erwarten. Einfach ausgedrückt: Diese Augen, dieser Blick eines Hundes einer für ihn „schlechten“ Situation, dieser furchtsame, manchmal schon panische Blick in den Hundeaugen. Der Blick, den Hunde fast dauerhaft haben, wenn sie nicht nur mit einem gelegentlichen „Nein“ konfrontiert werden, sondern ihr Leben aus harten Abbrüchen jeder noch so kleinen „Verfehlung“ besteht. Diesen Blick, den kann ich persönlich nur sehr schwer ertragen. Und beruflich werde ich leider viel zu oft mit diesem Blick konfrontiert. Und weil ich diesen Blick nur schwer ertragen kann, bin ich immer bemüht, Hunde von diesem Blick zu befreien. Ihnen ein Leben zu bescheren, wo die Augen „lachen“ dürfen…
Den ganz harten Umgang mit Hunden, den Umgang der Hunde verängstigt, verunsichert und mit Schmerz konfrontiert. Den Umgang der zu dem vorher beschriebenen „Blick“ führt, den lehne ich komplett ab. Einige nennen das Empathie – ich sehe das anders und mich da als puren Egoisten der den Blick nicht sehen möchte…
Wie auch immer. Einer der „NEIN“ zu Hunden sagt, der den Klicker nur ab und zu einsetzt und der zudem noch ein Egoist ist. Der kann doch kein Wattebausch sein. Aber letztlich ist es mir auch egal wie man mich nennt. Aus rein egoistischen Gründen ;-)

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