Hundeszene – Querdenken nicht erlaubt?



Wenn man einmal den gesamten Dschungel der Ratschläge rund um die Hundeerziehung durch einen Filter drücken würde, kämen trotz unzähliger Methoden, Philosophien und Meinungen, letztlich relativ einfache Denkmuster heraus. Die Menschen möchten Hunde in ein genormtes, gleichgeschaltetes und gesellschaftlich konformes Verhaltenseinheitsbild pressen. Jeder möchte sich so etwas wie den „sozialistischen Einheitshund“ zurechterziehen. Und das entweder mit Lob für so genanntes „erwünschtes Verhalten“, was sich dadurch häufiger zeigen soll. Oder durch Strafe, die „unerwünschtes“ Verhalten verringern soll. Dabei wird sich ausgiebig gestritten, welche der beiden „Grundmethoden“ denn nun der einzig wahre Weg sei. Es gibt extremistische Ausschläge in jede Richtung. Und es gibt Mittelwege – wo sich wieder gestritten wird, wie weit und wie oft man Strafe oder Lob anwenden soll. Alle Diskussionen drehen sich nur darum wie stark, wie viel, wie und wo man Strafen oder Loben soll und darf. Fachmagazine, Fachbücher und Fernsehbeiträge drehen sich immer wieder um diesen im Prinzip recht engstirnigen Kosmos. Es wird vielfach suggeriert, dass das Zusammenleben mit dem Hund nur so möglich sei – über die Schaffung des Einheitshundes. Uneinigkeit herrscht eigentlich nur darüber, wie man es macht. Loben oder Strafen, Loben und Strafen…

Die Gesellschaft der Hundehalter ist sozial so konditioniert, dass sie gar nicht auf die Idee kommt, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, angenehm und glücklich mit Hunden zusammen zu leben.
Weil das nicht der sozialen Konditionierung entspricht. Es wird sich auf Teufel komm raus über Lob oder Strafe gestritten, aber wenn einmal andere Möglichkeiten des Zusammenlebens und des Lernens in Betracht gezogen werden und es vielleicht jemand wagt anders zu denken, quer zu denken, wird das nicht ernst genommen oder zerrrissen. Weil es eben nicht der gesellschaftlichen Konditionierung entspricht. 

Allerdings konnte man in der menschlichen Gesellschaft immer wieder beobachten, dass eine Weiterentwicklung eben dieser immer nur durch Querdenker ermöglicht wurde. Starre soziale Konditionierungen, extremes Festhalten an eingefahrenen Sichtweisen blockierten und blockieren eine Entwicklung immer. Deswegen: Querdenken sollte in der Hundeerziehung ebenso erlaubt sein, wie in allen gesellschaftlichen Bereichen. Allzu starre Sichtweisen blockieren nicht nur persönliche und gesellschaftliche Entwicklungen. Sie werden auch dem hochentwickelten und unvergleichlich anpassungsfähigen Säugetier Hund nicht gerecht. Starre und verbissene sozial konditionierte Ansichten wie beim Menschen sind dem Hund nämlich fremd. Seine Fähigkeit zur Anpassung ist sein Schatz. Den wir nicht durch unsere engstirnige Suche nach dem „sozialistischen Einheitshund“ im Ozean der vermeintlichen Vielfalt der Methoden versenken sollten.

Was Quergedanken sind? Das Denken dazu möchte ich natürlich nicht beeinflussen. Mir ist nur wichtig mal darzustellen, dass das Denken nicht verboten sein sollte und man sich auch mal traut, andere Sichtweisen in Betracht ziehen. Natürlich ist es beim Hund immer wichtig, dass man fair mit ihm umgeht, ihm keine Schmerzen zufügt, ihn auch nicht einschüchtert. Zudem muss der Hund seine Bedürfnisse befriedigen können. Aber man muss auch dafür sorgen, dass er keine Gefahr für sich, andere Menschen oder Tiere ist.

Beim Erreichen dieser Grundlagen sollte man die Individualität aller Beteiligten Menschen und Tiere berücksichtigen, aber auch die Umweltsituationen. Dabei sollte auch das Denken und Querdenken erlaubt sein. Wie gesagt: Das Querdenken fördert letztendlich Entwicklungen…

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