Körpersprache und körperliches Einwirken beim Hund
Telefonanruf eines potentiellen „Kunden“.
Seine Frage: „Arbeiten sie auch körpersprachlich mit
Hunden?“
„Natürlich“, sage ich, „ich bin ja nicht aus Holz“.
„Also rempeln sie Hunde zur Maßregelung auch an?“ Entgegnet
der Telefonpartner.
„Nö“, ist meine knappe Antwort.
„Aber anrempeln ist doch Körpersprache!“ Höre ich empört
durch den Hörer.
„Nicht in meiner Welt. Vielleicht interpretieren das einige
Kollegen als Körpersprache. Für mich ist rempeln einfach rempeln. Etwas Unangenehmes,
möglicherweise eine Konsequenz. Eine körperliche Konsequenz für irgendwas. Wird
meist dann genutzt, wenn ein Hundehalter körpersprachlich nicht mehr weiter
weiß…“
„Wie, was?“ höre ich etwas verwirrt durch die Leitung.
Einmal angeschaltet referiere ich weiter: „Körpersprache ist
die Sprache, sind Signale, die ich mit meinem Körper sende, aber ohne
Körperkontakt. Und die mein Gegenüber im besten Fall versteht. Zum Beispiel,
wenn ich den Blick abwende, oder wenn ich mich aufrichte um größer zu wirken.
Oder eine gebückte Haltung einnehme, die mich kleiner und weniger bedrohlich
für einen Hund erscheinen lässt.“
Mimik ist Körpersprache – rempeln ist rempeln
Körpersprache ist laut allgemeinem Verständnis der
Verhaltensbiologie, Psychologie und Soziologie eine nonverbale Kommunikation,
die sich über Gestik, Mimik und Habitus (also dem gesamten Auftreten des
Individuums) äußert.
Keine Begriffswahrheit, aber sinnvolle Definition
Natürlich gibt es keine absolute Begriffswahrheit, jeder
lebt in seiner Welt oder in seinem Echoraum. Es macht aber durchaus Sinn, sich
bei verhaltensbiologischen, soziologischen und psychologischen Begriffen an
allgemeingültige, im wissenschaftlichen Kontext gebräuchliche Definitionen zu
halten. Das macht die Kommunikation insgesamt einfacher.
Körpersprache und körperliches Bedrängen werden verwechselt
Es ist allerdings auffällig, dass speziell im Hundebereich
immer häufiger von Körpersprache geredet wird, wenn körperliches Bedrängen gemeint
ist. Wenn gerempelt, gezwickt, geruckt und vieles mehr angewendet wird. Leider…
Körperliches Bedrängen ist Teil des direkten körperlichen Einwirkens – hat aber
nichts mit Körpersprache zu tun.
Körperliches Einwirken nicht immer Strafe
Leider entsteht oft der Eindruck, als wenn körperliches
Einwirken immer nur etwas mit Strafen zu tun hätte. Dabei gibt es auch
freundliche Körperlichkeit. Streicheln z. B. …
Körperliches Einwirken ist meist freundlich
Ich habe zum Beispiel vor einigen Monaten einen neuen Hund
bei mir aufgenommen. Als Zweithund. In den Monaten haben sich mein neuer Hund
Jitka und mein „alteingesessener“ Hund Regaliz angenähert und kennengelernt. In
der Zeit haben sie viel Körpersprache gezeigt, z. B. ob eine Annäherung des
jeweils anderen erwünscht ist oder nicht. Und es wurde auch viel körperliche Einwirkung
gezeigt. Sie belecken sich gegenseitig, knabbern freundlich im Fell des jeweils
anderen. Körpersprache und freundliche Körperlichkeit kennzeichnen die letzten Monate.
Was ich noch nicht einmal erlebt habe, waren Rempeleien, Zwickereien oder
andere unfreundliche Körperlichkeiten. Konfliktsituationen innerhalb der Familiengruppe wurden Verbal oder
körpersprachlich beigelegt, sehr selten körperlich. Wie eigentlich bei allen
meinen Hunden, die ich über die Jahre hatte.