Mein Hund, mein Partner?

Es gibt sehr viele Sprüche oder Phrasen, die sich auf Hunde beziehen, bzw. auf den Umgang von Menschen mit Ihren Hunden. In jüngerer Zeit wird, nach meinem subjektiven Empfinden, häufig von der Partnerschaft von Menschen und Hunden gesprochen. Gern wird dabei die Feststellung getroffen, dass Menschen Hunde zwar als Teil ihrer sozialen Umwelt ansehen können, eine Partnerschaft sollte man der Mensch/Hundbeziehung aber nicht zugestehen. Auffällig ist dabei, dass solche Aussagen gerne von „Hundeexperten“ getroffen werden, die bei der Hundeerziehung auch vor aversiven, vor unangenehmen bis schmerzhaften Methoden, nicht zurückschrecken. Das ist wieder mein subjektiver Eindruck, der sich allerdings auf die beruflich bedingten Erfahrungen mit unzähligen „Hundeexperten“, deren „Methoden“ und Aussagen stützt. Je weniger ein Hundetrainer also bereit ist, einen Hund als Partner zu sehen, je mehr scheint er bereit zu sein, einen Hund mit „unfreundlichen Mitteln“ zu „trainieren“ – nach meinem ganz persönlichen Eindruck und Erfahrungswert. Ich sage nicht, dass dies pauschal behauptet werden kann.

Um uns der Frage etwas anzunähern, ob Hunde nun als Partner des Menschen angesehen werden können, sollten wir uns vielleicht erst einmal vor Augen führen, was es bedeutet, ein Partner zu sein. Partnerschaft ist letztlich nichts anderes als eine Beziehung zwischen Lebewesen, die eine dauerhafte Interaktion miteinander pflegen. Eine Interaktion wiederum  ist ein wechselseitiges Einwirken von Lebewesen und somit ein Teil der Kommunikation.
Ein kleines Beispiel: Meine Hündin Kela hatte ein besonderes Talent darin, sich unangenehme Dinge zwischen ihren Zehen einzufangen. Mit schöner Regelmäßigkeit steckte ihr ein Rosendorn oder ähnliches in der Pfote. Sie humpelte dann jedes Mal direkt zu mir und streckte die betroffene Pfote aus. Übrigens auch wenn es eine Hinterpfote war – die hielt sie mir dann hin, wie ein Pferd seinen Huf zum auskratzen. Ich verstand es immer sofort und befreite sie von ihrem Missgeschick. Was sich dort zwischen uns abspielte, war eine Kommunikation, eine Interaktion. Wir verstanden uns, weil wir uns gut kannten, wussten wie der jeweils andere auf die Interaktion, Kommunikation, reagiert. Wir befanden uns in einer sozialen Beziehung, einer Partnerschaft. Schlicht und ergreifend Partner, mit sehr vertrauter, dauernder sozialer Interaktion. Wortklauberei? Sicher… aber diejenigen, die behaupten, dass man Hunde nicht als Partner sehen sollte, setzen das Wort häufig sehr gezielt ein. Um eine emotionale Distanz zu erzeugen, die es vereinfacht Hunde mit unangenehmen Erziehungsmitteln zu konfrontieren. Objektiv erwähne ich an dieser Stelle, dass dies mein subjektiver Eindruck ist…
Faktisch gesehen kann man also ohne Probleme davon sprechen, dass Hunde unsere Partner innerhalb unserer sozialen Beziehung sind. Interaktion und Kommunikation gehören zu einer Partnerschaft, aber eine gute Partnerschaft umfasst weitere Aspekte. In einer funktionierenden sozialen Gemeinschaft sollte es selbstverständlich sein, dass alle Individuen das Recht darauf haben, eigene Bedürfnisse zu haben und zu leben. Und nicht nur ein Lebewesen dazu da ist, die Bedürfnisse des anderen zu befriedigen. Wenn ein Mensch einen Hund zum Beispiel nur hält, damit sich der Mensch besser fühlt, damit der Mensch mehr Bewegung bekommt, damit der Mensch „den Boss“ spielen kann, damit der Hund Arbeiten für den Menschen erledigen soll oder als „Sportgerät“ ausgenutzt wird, dann ist das eine recht einseitige Partnerschaft. Aber immer noch eine Partnerschaft, auch wenn wir die Form der Partnerschaft doch in vielen Fällen überdenken sollten und nicht nur das „ich“ in den Vordergrund stellen. Nicht nur „ich“ möchte einen Hund, „ich“ muss mich mehr bewegen, „ich“ möchte mit meinem Hund Sport treiben, „ich“ möchte das der Hund funktioniert und gut erzogen ist – damit „ich“ keinen Ärger mit den Nachbarn bekomme…
In einer guten Partnerschaft sollten wir auch an den Partner denken. Das was er möchte, muss uns auch wichtig sein, sonst sind wir ein denkbar schlechter Partner.
Aber das nur am Rande, letztlich ging es hier ja um die Frage, ob ein Hund unser Partner ist, weil viele Hundetrainer dies kategorisch verneinen, ja als Philosophie sehen, um den Hund herabzuwürdigen und ihn ggf. mit unangenehmen Mitteln konfrontieren zu können. Nicht nur aufgrund der Definition des Wortes Partner, sondern auch aufgrund meiner emotionalen Nähe zu Hunden – die ich niemals herabwürdigen würde, nur um sie mit aversiven Handlungen konfrontieren zu können. An dieser Stelle werden wieder einige der „Experten“ die Nase rümpfen, weil sie eine emotionale Beziehung zum Hund als kritisch ansehen – weil Emotionen in der Hundeerziehung angeblich schädlich sein können. Das sehe ich komplett anders, weil Emotionen etwas grundlegend Wichtiges in einer Partnerschaft sind – man freut sich aufeinander, man fühlt sich wohl in der Gesellschaft des Anderen, man ist bereit, sich gegenseitig zu schützen – alles Bestandteile einer funktionierenden sozialen Beziehung, einer Partnerschaft. „Hundeexperten“, die der Mensch/Hundbeziehung eine Partnerschaft absprechen, sind für mich nicht auf der Höhe der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse bezüglich sozialer Beziehungen. Vielleicht sollten solche Hundetrainer besser mit Stoffhunden arbeiten – die sind nämlich definitiv keine Partner, weil sie zu sozialer Interaktion nicht fähig sind.
Ganz im Gegensatz zu meinen eigenen Hunden. Die sind nicht nur meine Partner, die sind sogar meine Freunde…
Meine Freunde Puzzel und Koka 

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