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Es werden Posts vom 2016 angezeigt.

Wenn der Hund sich nicht anfassen lässt. Eine Frage der „Rudelführung“?

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Ich versuche immer mein Wissen und meinen Horizont zu erweitern. Im beruflichen Bereich, im „Hundebereich“, bilde ich mich vielfältig weiter, auch mittels seriöser Fachzeitschriften. Publikumsmagazine gehören aber weniger dazu. In den letzten Jahren habe ich gelernt, darin kaum noch zu lesen. Einfach aus dem Grund, weil ich mich zu oft ärgern musste. Meine Zeit ist mir zu schade, sie damit zu verbringen… Nun gut, heute machte ich den Fehler und blätterte im Supermarkt doch in einem solchen Publikumsmagazin für Hunde. Und – Ihr werdet es Euch denken können. Ich hatte das Heft gerade aufgeschlagen und das Ärgern ging schon wieder los. Steinzeittipps – Satire oder ernst gemeint? In einem Artikel wurde darüber berichtet, wie man es erreicht, dass der Hund daheim nicht der Chef wird. Als ich den Artikel überflog dachte ich im ersten Moment, dass es sich um eine Satire handeln würde und bald die Aufklärung käme, wie es richtig gemeint sei. Dort wurde in schönstem Steinzeitwiss

Vom Glück des angeleinten Hundes

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In meinem inzwischen recht langen Berufsleben bei der Arbeit mit Menschen und Hunden hat sich folgendes immer wieder bestätigt. Man sollte nie pauschal denken, an keine Methoden glauben und sich vor allem in Hund UND Mensch hineinversetzen können. Und mit Übersicht quer denken… So war es z. B. bei einem Fall, der eigentlich schon einige Jahre zurückliegt, der jedoch in meinen Augen sehr schön zeigt, was ich mit den vorher gesagten Worten meine. Hund kann sich draußen nicht lösen Eine Hundehalterin kontaktierte mich, weil ihr Hund sich auf dem Gassigang nicht löste, sondern sein Geschäft immer nur daheim, in der Wohnung erledigte. Also begleitete ich die Dame und ihren Hund, einen Beaglemix, bei einem Spaziergang. Der Hund lief dabei frei, war jedoch sehr angespannt, bewegte sich, mit recht aufrechtem und steifem Gang, ca. drei bis vier Meter vor dem Frauchen. Der Hund lief also ohne Leine. War vermeintlich im Freilauf. Das Frauchen hatte den Hund gut trainiert, einen sicheren

Unerzogener Hund oder unsensible Menschen?

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Der Hundehalter hat sich mit der Körpersprache seines Hundes beschäftigt, hat ihm beigebracht, auf Signal ein Ersatzverhalten zu zeigen. Er hat sich mit dem Wesen seines Hundes beschäftigt, weiß, wie er in welchen Situationen reagiert, wie er seinem Hund helfen kann, wenn dieser verunsichert ist. Doch dann passiert immer wieder das Gleiche. Der Hundehalter und sein Hund begegnen Menschen, die in Sekundenschnelle vieles einfach wieder ruinieren. Wenn man zum Beispiel einen unsicheren Hund hat, der aus verschiedenen möglichen Gründen unsicher ist und sich schnell bedroht fühlt. Das kann rassebeding angeboren sein, das kann durch schlechte Erfahrungen erworben sein – egal. Wenn ein Hund so ist, kann es für ihn ein Grauen sein, wenn Menschen sich über ihn beugen, ihn anstarren und /oder ihn vollquatschen. Und ggf. noch die Hand nach ihm ausstrecken. Dann fühlt er sich möglicherweise bedroht. Trotz langem Trainings, trotzdem, dass er mühsam erlernt hat, solche Situationen zu ertragen

Der Jäger erscheint zur Märchenstunde im Kindergarten

Wenn der Mensch sich das erste Mal mit einem Thema beschäftigt, neigt er dazu, diese erste Information als wahr anzusehen. Selbst wenn diese vermeintliche Wahrheit später von Fakten widerlegt wird, fällt es dem Menschen extrem schwer, eine andere Sichtweise zu etablieren. Das ist bekannt. Sicher kann man erwachsenen Menschen, die in der Lage sind reflektiert zu denken, anhand von Fakten andere Sichtweisen näherbringen. Wie gesagt, wenn sie fähig sind, reflektiert und abstrakt zu denken. Wie sich in Europa gerade besonders zeigt, können das nicht alle Menschen – viele können augenscheinlich nicht einmal denken. Aber das ist ein anderes Thema. Kinder glauben, was man ihnen sagt Es ist also bekannt, dass Menschen, auch erwachsene Menschen, „ersten Informationen“ zu einem Thema sehr viel Bedeutung zukommen lassen. Wenn das beim Erwachsenen so ist, wie ist es dann beim Kind? Nun, natürlich wesentlich stärker ausgeprägt. Kinder saugen Informationen praktisch auf, sind aber nicht in der

Fridos Weg

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Sein Name war Fridolin, genannt Frido. Er war ein großer Mischlingshund, vermutlich irgendetwas zwischen Schäferhund und Collie. Doch das war seiner Besitzerin egal, sie liebte ihn, pflegte ihn – und trainierte mit ihm, unabhängig von seiner Rasse, seiner Größe oder seiner Geschichte. Es ist noch nicht lange her, da traf ich seine Besitzerin ohne Frido. Auf meine Frage, wie es Frido geht, stockte sie und erzählte mir sichtlich betroffen, dass Frido gestorben sei. Er ist im Alter von 14 Jahren friedlich eingeschlafen. Wörtlich berichtete sie mir: „Es ist so traurig, dass er gestorben ist. Wir waren auf einem so guten Weg und fast am Ziel.“ Mit 14 fast am Ziel des Trainings Fast am Ziel? Bei einem 14jährigen Hund? Was meinte sie damit? Nun, ich habe Frido und sein Frauchen vor ca. 10 Jahren kennengelernt. Sie lebten mit Ihrer Familie (zu der noch Frauchens Mann, zwei Kinder und ein weiterer Hund gehörten) sehr abgelegen auf dem Land. Frauchen hatte mich gerufen, weil sie ein Prob

Wenn der traumatisierte Hund endlich stört

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Der Hund, den meine Kunden aus dem Tierschutz übernommen hatten, hatte eine furchtbare Vergangenheit. Er war in einem Rudel gehalten worden und dort der Prügelknabe für die anderen Hunde. Das hatte übrigens nichts mit irgendwelchen Rangordnungen zu tun, die in „Rudelhaltung“ angeblich automatisch vorkommen. Und einer eben das „Omegatier“ sein muss. Nein, das hatte damit zu tun, dass die Tiere dort auf engstem Raum gehalten wurden, keine Ausweichmöglichkeiten voneinander hatten und sich gegenseitig auf die Nerven gingen. Als reine Beschäftigung und zur Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins bilden sich bei solchen Haltungsbedingungen oft Grüppchen, die einzelne, schwache und wehrlose Tiere tyrannisieren. Wie gesagt, dass liegt an einer zu engen Haltung von vielen Hunden, die sich mit nichts anderem als dem sozialen Geplänkel beschäftigen können. Und die ihr eigenes Selbstbewusstsein aufpolieren, indem sie ihre gesamte Energie gegen andere richten. Weil ihnen andere, das Selbstbewus

Wer den perfekten Hund hat, werfe das erste Leckerchen

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Kürzlich wurde irgendwie und irgendwo über die vermeintlich perfekten Hunde von Hundetrainern diskutiert. Beziehungsweise über die Häme, die einem Hundetrainer teilweise entgegenschlug, weil ihm sein Hund entlaufen war. Das wirkte insgesamt für mich sehr befremdlich, weil meine Gedanken bei so etwas immer direkt beim Hund sind – und auch beim Hundehalter, der in diesem Fall zufällig ein Trainer ist. Man muss mit dem Trainer ja nicht einer Meinung in Hundefragen sein, das kann man aber anders artikulieren und diskutieren. Hier hoffe ich, dass der Hund schnell und wohlauf gefunden wird. Punkt. Aber mal zurück zu der Frage, ob Hundetrainer generell perfekte Hunde haben sollten. Nun, das ist eine interessante Frage, vor allem weil sie mich nicht wirklich betrifft. Zum einen, weil ich kein Hundetrainer, sondern Hundepsychologe bin ;-) Die perfekten Hunde – aus ihrer Sicht Aber auch, weil ich perfekte Hunde habe. Naja, das denken die Hunde zumindest. Da ist zum einen meine Samojedi

Vorsicht! Wenn sich der Hund streckt, ist er dominant…

Au Mann, mal wieder so etwas, wo ich nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll. Ich halte es ja seit geraumer Zeit so, dass ich den Verbreitern und Erfindern von Thesen, die der gesunde Menschenverstand und jegliche Plausibilitätsüberprüfung als Blödsinn entlarven, keine Plattform zu geben. Doch einige ihrer Thesen sind so abstrus, dass man sie durchaus der Lächerlichkeit preisgeben sollte. Um Hundehalter zum selbstständigen Nachdenken zu animieren. So behauptet irgendwo einer der Experten mit gepachtetem und unantastbarem Wahrheitsmonopol, dass Hunde, die sich nach dem Aufstehen recken und strecken, dominant seien. Das Recken eine Dominanzgeste sei. Himmelherrgott! Was für ein Blödsinn. Die fast schon besessene Suche nach Hinweisen, dass Hunde die Menschheit unterwerfen möchten, nimmt ja schon biblische Ausmaße an. Der plausible Grund des Streckens „Das Strecken und Dehnen der Glieder beendet zum einen den "Ruhemodus" der Muskeln, die nun nach einer Phase der En

Von Krauses, Tierschutzuschis, Dogdominas und Resterampenmachos

Irgendwie hört man ja immer wieder von zwei „Lagern“, wenn es um Hundeerziehung geht. Nun, ehrlich gesagt findet man tatsächlich höchst unterschiedliche Sichtweisen, wenn es um den Umgang mit Hunden geht. Allerdings von nur zwei Lagern zu sprechen ist mir persönlich zu pauschal. Pauschales Lagerdenken Aber davon mal abgesehen, ist dieses Lagerbeschwören, vor allem in Internetdiskussionen, manchmal recht merkwürdig. Wie gesagt, ich denke, dass von zwei Lagern zu sprechen viel zu einfach ist. Trotzdem gibt es natürlich Gemeinsamkeiten von Menschengruppen, die sich von anderen unterscheiden. Interessant ist immer wieder, dass Menschen, die Ihren Hund nicht mit gern unangenehmen Dingen konfrontieren möchten, auch mal als Wattebäusche, Gutmenschen oder Grünschleifen abgestempelt werden - selbst, wenn man die grüne Schleife noch als "Band der Sympathie" einer Bank im Gedächtnis hat. Und nicht weiß, was mit Grünschleifen gemeint ist. Wenn man als Hundetrainer unfreu

Der Mensch, die Hundeerziehung und die einfachen Lösungen

Zitat „Psychologie Heute, Juli 2016, Seite 21: -            - Sie neigen dazu, sich auf die erstbesten Informationen zu stürzen und ein schnelles Urteil zu fällen, selbst, wenn sie relativ wenig wissen. -            - Wenn sie einmal zu einem Ergebnis oder Urteil gekommen sind, halten sie daran fest, selbst, wenn dies bedeutet, neue oder bessere Informationen zu ignorieren Gemeint sind damit Menschen, die mit den vielfältigen Informationen und Unsicherheiten unserer Zeit überfordert sind und nach einfachen Lösungen suchen. Einfacher Umgang mit dem Hund Einfacher Umgang mit dem Hund. Dafür stehe ich. Eigentlich. Doch das sollte man nicht falsch verstehen. Ich sehe den Hund als hochkomplexes und nicht einfach gestricktes Lebewesen an. Wenn wir dieses hochkomplexe Lebewesen auch nicht  immer verstehen können, können wir sein Verhalten dennoch manchmal einfach akzeptieren. Uns im Zusammenleben so arrangieren, dass für alle Beteiligten das Beste dabei herauskom