Ausgewogener Journalismus?
Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, mich zu der bekannten „Napfgeschichte“,
wo ein Hund in einem Video mit einem Napf geschlagen wird, nicht mehr zu
äußern. Zumindest so lange, bis von Behörden bzw. Gerichten geklärt ist, wie
die Sache rechtlich beurteilt wird und welche Folgen die Videodarsteller zu
erwarten haben.
Okay, aber dann wurde ich von einem Hundemagazin kontaktiert,
welches mir einige Fragen zum Thema gewaltfreie Hundeerziehung stellte. Im
Zusammenhang mit der vorher genannten Napfgeschichte war ich skeptisch bei der
Anfrage des Magazins. Ich habe daher die Fragen nur beantwortet, als mir versichert
wurde, dass der Artikel nichts damit zu tun habe, den Napfschlag zu
rechtfertigen. Das wurde mir versichert, die Zusammenfassung meiner Antworten wurden mir auch
vorgelegt – allerdings ohne sie mir im Gesamtkontext zu zeigen, oder den
Artikel als Ganzes. Als ich jetzt das Belegexemplar der Zeitschrift erhielt
konnte ich feststellen, dass in dem Artikel, für den ich als Experte interviewt
wurde, auch einige Kollegen zu Wort kommen und dort auf die gewaltfreie
Hundeerziehung in einigen Details eingegangen wird. Der Artikel schließt jedoch
mit einer manipulativen Suggestivfrage an den Leser – eine Frage, die letztlich
die gesamten Aussagen der Kollegen im Artikel als absurd erscheinen lässt und
sich in seiner Kernaussage klar von den Kernaussagen der befragten Experten
unterscheidet. Ich persönlich empfinde es so, dass wir dort benutzt wurden,
eine ausgewogene Berichterstattung „vorzugaukeln“ - um letztlich dann doch die Sichtweise einer
bestimmten Lobby zu stärken. Und nicht der Lobby, die ich stärken möchte…
Und zu allem Überfluss wird der Artikel direkt nach einem
Rechtfertigungsartikel im Zusammenhang mit der Napfgeschichte platziert.
Indirekt bin ich also genau dort, wo ich nicht sein wollte – und was ich
ausdrücklich abgelehnt hatte. Nicht nur inhaltlich bin ich mit dem
Gesamtkontext nicht zufrieden – Inhalte unterschiedlich sehen ist ja normal und
vollkommen in Ordnung. Aber eingebunden sein in das ganze Rechtfertigungspaket
gefällt mir gar nicht. Von Fairness dem Interviewpartner gegenüber ganz zu
schweigen…
Dass die Rechtfertigung an sich für mich auch nicht wirklich
ausgewogen erscheint, sondern praktisch Kommentarlos die Thesen eines Einzelnen
bzw. einer Richtung darstellen passt in diesem Zusammenhang ins Bild. Wie
gesagt, ich möchte mich zu dem Thema nicht weiter äußern, bevor keine
behördlichen, ausgewogenen Erkenntnisse vorliegen. Nur so viel: Wenn man ernsthaft
behauptet, dass der Schlag mit einem Blechnapf vor den Kopf keine Schmerzen
verursacht und einen Hund nur „erschreckt“ lebt entweder auf einem anderen
Planeten als ich oder hat ein völlig anderes Verständnis von Schmerz. Der
Tierschutz untersagt eindeutig die Anwendung von Schmerz in der Tierausbildung.
Falls „Napf vor Kopf“ nicht als Schmerz angesehen wird, möchte ich nicht
wissen, was auf viele Hunde zukünftig zukommt…
Meine ausführliche Meinung zu der Geschichte, die ich kurz
nach Veröffentlichung des besagten Videos aufgeschrieben hatte, können Sie im
folgenden Link noch einmal nachlesen.
Wenn es seriöse Neuigkeiten zu dem Thema gibt, werde ich im
Rahmen des CANISUND darüber berichten. Journalistisch sauber und fair ;-)