Fehldiagnose von Hundeexperten: Der bellende Kleinhund und die Chefrolle
Bei Hunden wurden diverse Eigenschaften verstärkt, um für
den Menschen nützlich zu sein. Zum Beispiel müssen, oder besser mussten einige
Rassen als Zuchtziel sehr schnell auf Außenreize reagieren können. Spezielle
Aufgaben bei der Jagd sind da als Beispiel zu nennen. Diese schnelle
Reaktionsfähigkeit hat man bei diversen Rassen erfolgreich über Selektion und
Zucht verstärkt.
Unruhe Nebenwirkung der Selektion
Die Nebenwirkung ist aber sehr oft, dass Hunde solcher
Rassen häufig von ständiger Unruhe und Nervosität gekennzeichnet sind. Sind die
Hunde mit einer angeborenen, inneren Unruhe zusätzlich noch mit einer
dauerhaften äußeren Unruhe konfrontiert, verstärkt sich die Unruhe in
ungesundem Maß. Hektische Haushalte, nervöse, unruhige Besitzer, Lärm und
Hektik in der Nachbarschaft können Gründe sein, dass diese Hunde in ein starkes
Stressverhalten fallen. Welches speziell diese Rassen durch viel Bellen und hohe
Erregung im Allgemeinen kompensieren. Und unter der hohen Erregung sind die
Hunde nicht ansprechbar und auch nicht lernfähig.
Falsche Auslastung verstärkt das Problem
Ein weiteres Problem ist, dass man diese unruhigen Hunde
durch „Auslastung“ wie Bälle werfen etc. beschäftigen möchte, um sie „müde“ zu
bekommen. Natürlich ist Bewegung und adäquate Beschäftigung für einen Hund
wichtig. Aber die Auslastung wird oft maßlos übertrieben, was die innere Unruhe
noch verstärkt.
Hunde, die eine durch Zucht angeborene Unruhe haben, die
vielleicht auch noch eine unbekannte oder unschöne Vergangenheit haben. Und die
dann in einem hektischen Umfeld leben. Und ggf. noch übermäßig „ausgelastet“
werden. Diese Hunde brauchen Struktur im Leben, sie brauche ein sicheres,
ruhiges Umfeld, sie brauchen sehr viel Ruhe mit gezielten Reizen und ruhiger,
adäquater Beschäftigung. Sie müssen trotz ihrer „unruhigen“ Voraussetzungen
innerlich zur Ruhe kommen. Erst danach kann man an ein Training denken – wenn es
überhaupt nötig ist. Zur Ruhe kommen ist in meinen Augen und nach meiner Erfahrung
der Punkt, der unheimlich wichtig ist, den Hunde heute aber viel zu selten leben
dürfen.
Zur Ruhe kommen und nicht bespritzen
Kläffende Hunde, sehr oft Kleinhunde aufgrund von angeborener
Unruhe, brauchen also ein passendes Umfeld. Und Besitzer, die wissen, warum
sich die Hunde so verhalten, wie sie sich verhalten. Was sie nicht brauchen
sind irgendwelche Aussagen, dass sie klare Grenzen kennen müssten, dass sie
nicht den Boss spielen dürfen, dass der Mensch der Rudelführer sein müsse. Und
vor allem darf man solche Hunde nicht mit Rappeldosen, Wasserspritzern oder
ähnlichem Unfug traktieren. Das macht, selbst wenn der Hund aus Furcht „funktioniert“,
die innere Unruhe und den Dauerstress noch viel schlimmer. Und der Hund
kompensiert den Stress dadurch nicht mal mehr durch bellen. Und fühlt sich
bescheiden. Was sogar zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann.
Aufgabe für verantwortungsvollen Hundehalter
Diese Hunde wollen nicht „Boss“ spielen, sie wollen keine
Grenzen austesten. Sie sind innerlich aufgrund von diversen Umständen zerrissen
und aufgewühlt. Das zu bewältigen und zu verbessern ist die Aufgabe von
verantwortungsvollen Hundebesitzern.