„Hundeexperten“ – Wer macht eigentlich was?

In der Menschenszene rund um die Hunde wird immer nach Profis gesucht, die praktisch alles von Hunden wissen. Um dem Hundehalter die Orientierung etwas zu erleichtern, möchte ich einmal erläutern, was die eigentlichen(!) Aufgaben von Hundetrainern und Hundepsychologen sind.

Um es direkt vorwegzunehmen, weil ich genau weiß, wie innerhalb dieser Menschenszene um die Hunde alles „bis zum abwinken“ diskutiert wird: Dies soll keine Wertung sein, wer „besser oder schlechter“ ist, im Gegenteil sogar. Ich würde mir vielmehr wünschen, dass Hundepsychologen  und Hundetrainer, auch unter Einbeziehung von Tierärzten, viel öfter Zusammenarbeiten und sich ergänzen… 

Gut, das vorweg. Aber nun zu den eigentlichen Fragen:  

1. Was sind Hundepsychologen?

2. Was unterscheidet Hundepsychologen von Hundetrainern? 

Diese Fragen an sich sind schon erstaunlich genug. Bezogen auf Menschen wird der Unterschied zwischen Trainern und Psychologen selten hinterfragt…

Leider hat es sich aber so eingebürgert, dass jeder, der mit Hunden arbeitet, zunächst als Hundetrainer betitelt wird – ob er möchte oder nicht. Viele Menschen sehen einen Hundetrainer als einen „Allroundprofi“ rund um Hunde an. Eine Tatsache, die viele Hundetrainer leider maßlos überfordert. Man stelle sich vor, es müsste Allroundprofis für Menschen geben. Sie stellen sich gerade die Frage, was das sein sollte, ein Allroundprofi für Menschen? Vielleicht Ihr Hausarzt, der morgens eine psychotherapeutische Sitzung mit Ihnen durchführt, Ihnen mittags ein ausgewogenes 4-Gänge Menü kocht, Sie am Nachmittag massiert und Ihnen am Abend beibringt, wie man Schach spielt? Sicher mag es Menschen geben, die all diese Dinge beherrschen, aber Spezialisten in den Bereichen beschäftigen sich mit jedem Teilbereich natürlich intensiver – was das spezielle Wissen, aber auch die Übung und auch die Erfahrungen im Spezialgebiet vervielfacht.

Damit einzelne Personen oder Berufsgruppen nicht überfordert werden, macht es natürlich auch im Hundebereich Sinn, Spezialisten in diversen Teilbereichen zu etablieren. So ist es sinnvoll, auch eine klare Grenze zwischen Hundepsychologen und Hundetrainern zu ziehen.

An dieser Stelle möchte ich jetzt keine Abendfüllende Abhandlung über die Unterschiede niederschreiben, damit am Ende wieder die Verwirrung siegt J 

Ein grundsätzliches Verständnis für die Unterschiede können aber vielleicht die folgenden Beispiele liefern: 

1. Ein Humanpsychologe stellt bei einem Menschen fest, dass dieser durch andauernden Druck (die Gründe seien an dieser Stelle einmal nicht genannt) dauerhaft angespannt ist, was dem Wohlbefinden und auch der körperlichen Gesundheit schadet. Der Psychologe ordnet zur Behandlung diverse verhaltenstherapeutische Maßnahmen (Gesprächstherapie, Entspannungstechniken etc.) an, aber auch entspannende sportliche Tätigkeiten gehören dazu. Z. B. soll der Patient gezielt und regelmäßig schwimmen gehen, um unter anderem durch die Bewegung Hormone zu aktivieren, die zu Entspannung und Wohlbefinden führen. Jetzt kann der Patient aber nicht schwimmen. Jemand muss ihm das Schwimmen noch beibringen. Das macht im Humanbereich nicht der Psychologe. Dafür gibt es Schwimmlehrer – Schwimmtrainer. 

Auf Hunde könnte man diesen Fall ungefähr so übertragen: Der Hundepsychologe stellt fest, dass ein Hund hormonell unausgeglichen und angespannt ist. Nun wirken auf den Hund natürliche Beschäftigungen, die dem Hundenaturell entsprechen, ausgleichend und in Summe entspannend auf den Hormonhaushalt. Der Hundepsychologe empfiehlt in dem Fall nun Nasenarbeit wie z. B. Mantrailing für den Hund. Jetzt weiß der Hundehalter aber nicht, wie man dieses Mantrailing durchführt. Und dafür gibt es Trainer. 

Ein Hundepsychologe ist also dazu da, dem Hundebesitzer beratend zu vermitteln, wie er dem Hund helfen kann, wenn dieser (der Hund!) aus psychischen Gründen eine verminderte Lebensqualität hat. Das Hauptaugenmerk des Hundepsychologen liegt also auf der psychischen Gesundheit des Hundes.

Benötigen Hund und Hundehalter für die Hilfe bestimmte Fertigkeiten, die Sie nicht allein nach Anweisung des Hundepsychologen ausführen können, werden ihnen diese durch einen Trainer beigebracht.  

Hundetrainer bringen also Hund und Hundehalter etwas bei, üben es gemeinsam mit Ihnen ein. Das kann, wie im vorher genannten Fall, zum Wohl des Hundes sein… 

… es muss aber nicht immer dem Wohl des Hundes dienen. Viele Hundetrainer bringen Hunden auch Dinge bei, die nicht das Geringste mit dem Wohl der Hunde zu tun haben.  

Dazu ein weiteres Beispiel:

2. Vor einiger Zeit beobachtete ich einen Hundehalter mit seinem Hund und einem Hundetrainer vor einem Supermarkt. Dem Hund wurde beigebracht, wie er sich zu verhalten hat, wenn sein Besitzer im Supermarkt ist. Das Ganze wurde recht sensibel und mit positiver Verstärkung aufgebaut – und es „funktionierte“ auch. Der Hund wartete ruhig auf seinen Besitzer. Doch man konnte ihm an seiner Körpersprache deutlich ansehen, dass er sich nicht wohl fühlte, als er allein warten musste. Zudem wurde er von fremden Menschen angesprochen, was er als Bedrohung ansah, vor der er zusätzlich nicht flüchten konnte. Kurzum, dem Hund wurde vom Trainer etwas beigebracht, was nicht zum Wohl des Hundes war und seine Lebensqualität beeinträchtigte. Ein Hundepsychologe müsste in diesem Fall so handeln, dem Besitzer auszureden, den Hund vor dem Supermarkt „zu parken“. Und Alternativen aufzeigen – z. B. wie man den Hund in seinem vertrauten Heim für die Zeit eines Einkaufs allein lassen kann. 

Diese Beispiele zeigen eigentlich recht anschaulich, was ein Hundepsychologe macht:

Er sorgt dafür, dass ein psychisch belaststeter Hund mehr Lebensqualität bekommt. Bei Ihm steht das Wohl des Hundes im Vordergrund. 

Ein Hundetrainer bringt einem Hund bei, und auch seinem Besitzer, wie sich der Hund auf Wunsch des Besitzers oder anderer Menschen verhalten soll. Dieses Verhalten wird eingeübt und trainiert. 

Wichtig!

Die vorher skizzierten Erläuterungen bedeuten nicht, dass Hundetrainer nie das Wohl des Hundes im Blick haben. Es soll nur aufzeigen, dass man es bei Hundetrainern und Hundepsychologen mit unterschiedlichen Berufsbildern zu tun hat. Wichtiger als die Unterschiede herauszuarbeiten ist allerdings, dass Hundepsychologen und Hundetrainer zusammenarbeiten, damit der Psychologe immer jemanden an der Hand hat, der dem Nichtschwimmer das Schwimmen beibringt. Und der Trainer weiß, was und warum er mit „Problemhunden“ trainieren soll und kann.

Es ist auch nichts dagegen zu sagen, wenn Hundepsychologen gleichzeitig als Hundetrainer arbeiten und umgekehrt – wenn die Qualifikationen stimmen und es sich zeitlich kombinieren lässt. Aber ein Hundepsychologe ist nicht automatisch ein Hundetrainer und ein Hundetrainer nicht automatisch ein Hundepsychologe – den allwissenden Hundeprofi oder Hundeflüsterer gibt es nämlich nicht.


Man kann sich also zusammengefasst merken:

-       Ein Tierarzt ist für das körperliche Wohl eines Hundes zuständig

-       Ein Hundepsychologe ist für das psychische Wohl eines Hundes zuständig

-       Ein Hundetrainer ist ein Übungsleiter, der dem Hund und/oder dem Hundehalter etwas beibringt. Das kann dem körperlichen oder seelischen Wohl dienen – muss es aber nicht zwangsläufig

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