Wie wäre es einfach mal mit Mitgefühl?
Eher zufällig stoße ich auf einen Artikel, der sich
mit dem Jubiläum eines Freizeitparks im Sauerland beschäftigt (http://www.wa.de/nachrichten/nordrhein-westfalen/freizeitpark-fort-bringt-rodeo-tierschuetzer-barrikaden-2443413.html).
Ich möchte hier gar nicht direkt darauf eingehen,
was ein Rodeo ist, was genau den Tieren dabei unangenehm ist und warum sie sich
praktisch immer so verhalten, wie es zum Programm einer solchen Veranstaltung
passt. Das stört mich alles gewaltig, aber hier möchte ich einmal den Titel dieses
BLOG-Posts als grundsätzliche Frage stellen – Eine Frage, die ich allerdings
nicht beantworten möchte. Ich möchte nur den Leser dieser Zeilen ermutigen, die
Frage für sich selbst zu beantworten – und vielleicht etwas zum Nachdenken
anregen.
In dem erwähnten Artikel wird der zuständige Amtstierarzt
folgendermaßen zitiert: „Es stellt sich für mich so dar, als würden die Tiere
nicht sonderlich darunter leiden“.
Nicht sonderlich leiden? Wenn die Tiere also nicht
sonderlich leiden, gibt der Tierarzt also zu, dass sie leiden – wenn auch nicht
sonderlich. Was immer das heißen mag. Es wird also bewusst in Kauf genommen,
dass Tiere leiden. Nur zur Belustigung, zur Unterhaltung von Menschen. Was
bilden wir Menschen uns eigentlich ein, dass wir Tiere für solche Aktionen
missbrauchen? Ob es Rodeos, Stierkämpfe oder diese schwachsinnige Stierhatz in
Pamplona sind. Wie wäre es mal mit Mitgefühl für die Tiere, mit Säugetieren,
die nachweislich biologisch dem Menschen so nahe sind, dass man davon ausgehen
muss, dass sie im Prinzip wie Menschen empfinden. Sie fürchten sich, sie haben Angst,
sie empfinden Schmerz, Panik, Wut, Frust – alles was wir auch empfinden.
Gefühle und Emotionen, die wir auch empfinden würden, wenn wir ganz allein (!)
einem Mob von klatschenden und anfeuernden Menschen ausgesetzt würden, während
uns Leid zugefügt wird. Wenn auch kein „sonderliches“ Leid…
„Das stimmt ja“, wird sich vielleicht mancher
fragen. Aber was haben Pferde und Stiere in einem Hundeblog zu suchen? Nun,
mein Mitleid für andere Lebewesen macht natürlich bei Hunden nicht halt.
Allerdings ist es bestimmt nicht so, dass Hunde immer ein besseres Leben führen
würden, als Pferde, Stiere und andere, zur puren Menschenunterhaltung
missbrauchten Tiere. Auch Hunde müssen für diverse, nennen wir es mal „Dinge“ herhalten,
die in erster Linie der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse dienen.
Zwar behaupten viele Deutsche, dass der
Umgang mit Tieren in ihrer Gesellschaft sehr hohen moralischen Ansprüchen, die
das Wohl der Tiere betreffen, genügen. Wenn ich als Mitglied dieser
Gesellschaft allerdings meine individuellen moralischen Ansprüche heranziehe
und die Moral der Gesellschaft, hier bezogen auf Tiere, ethisch betrachte, kann
ich nur noch wenig von hohen moralischen Ansprüchen erkennen. Ich möchte jetzt
gar nicht auf Massentierhaltung, Tiertransporte oder grausame und
wissenschaftlich völlig unbegründete Formen der Tierversuche und der Jagd (z.
B. Baujagd mit Hunden, erschlagen von Fuchswelpen vor den Augen der Mutter
etc.) eingehen. Mein Thema sind die Hunde und wenn ich die moralischen
Grundsätze näher betrachte, die bei der Hundeerziehung zum Tragen kommen, läuft
mir ein kalter Schauer den Rücken herunter. Tatsächlich sehe ich die Grundlage vieler
Probleme in der uralten Sozialgemeinschaft zwischen Mensch und Hund beim
Menschen und seiner Einstellung gegenüber anderen Lebewesen, die recht
egozentrisch sein kann und schnell vergisst, dass wir es mit denkenden und
fühlenden Mitgeschöpfen zu tun haben, die ein Recht darauf haben, in ihrer
Andersartigkeit respektiert und mit ihren Bedürfnissen ernst genommen zu
werden.
Wenn Sie mir nun gedanklich wiedersprechen und
anführen, dass die meisten Halter doch vieles für ihre Hunde tun, mit ihnen zum
Sport fahren, das beste Futter kaufen, sich um ihre Gesundheit bemühen usw.,
dann würde ich entgegnen, dass es dabei häufig aber gar nicht darum geht,
wirklich die Bedürfnisse des Tieres zu erfüllen, sondern eher, die eigenen. Es
fängt schon bei dem Wunsch an, einen Hund zu halten: ICH
möchte einen Hund und ICH möchte, dass der Hund die und die Eigenschaft hat und
so und so aussieht. Dann möchte ICH, dass der Hund dieses oder jenes lernt, ICH
möchte, dass der Hund so oder so erzogen wird usw. und um MICH gut zu fühlen,
kaufe ich dem Hund teures Futter, schöne Accessoires und gehe mit ihm zum
Hundesport, weil MIR das Spaß macht und damit ICH kein schlechtes Gewissen
haben muss, wenn er zum Beispiel stundenlang alleine bleiben und/ oder ohne
Artgenossen allein leben muss usw.
Sie sehen also, es werden viele Bedürfnisse befriedigt – unter
ganz vielen ICH-Bedürfnissen des Menschen auch die Grundbedürfnisse des Hundes
nach Nahrung und Bewegung. Aber obwohl der Mensch die Grundbedürfnisse des
Hundes befriedigt, befriedigt er durch den Hund eine ganze
Reihe von Luxusbedürfnissen bezogen auf sich selbst.
Und, um wieder auf den Anfang zurückzukommen. Der
Mensch befriedigt seine Bedürfnisse gegenüber dem Hund auch durchaus darüber,
dass er leiden in Kauf nimmt. Anders
kann ich mir nicht erklären, warum einige Hunderassen gezüchtet werden, die
schon als körperliche Wracks auf die Welt kommen. Oder warum es Hundesportarten
geben muss, die mit übertriebenem Leistungsgedanken des Menschen Hunde zu Höchstleistungen
animieren. Oder wo der wirkliche Sinn darin zu sehen ist, dass es immer noch „leinenruckende
Rudelführerfetischisten“ gibt, die dem Hund durch brutale Unterdrückung zeigen
müssen, „wer der Boss ist“. Obwohl das nicht im Geringsten dem natürlichen Sozialverhalten
von Hunden entspricht. Aber es „ funktioniert“ – Unterdrückung und
Verunsicherung funktionieren oft schnell. Allerdings mit gravierendenden
Nebenwirkungen wie Aggressionen oder „gebrochenen Hunden“.
Womit sich der Kreis dieser Zeilen schließen soll.
Bevor Hunde „gebrochen“ werden, bevor man sie „krank“ züchtet oder den
menschlichen Leistungsgedanken im Sport an und mit Ihnen auslebt. Wie wäre es
da mal mit Mitgefühl, mit einem Hineinversetzten in Lebewesen. In Lebewesen,
die so empfinden und fühlen wie wir selbst. Diese Lebewesen sollte wir durch
unser Mitgefühl vor Leid bewahren und es ihnen nicht aus egoistischen Gründen
aufbürden. Auch wenn wir das Leid als „nicht sonderlich“ empfinden…