Trainieren, dominieren oder einfach zusammen leben?
Kurz vor dem Wochenende
hatte ich ein Telefonat mit einer potentiellen Kundin, die mit wenigen Worten
das Dilemma rund um die Hundeerziehung in unseren Breiten ausdrückte.
Die Dame steht
kurz vor ihrem Rentenbeginn und möchte sich jetzt, wo sie mehr Zeit hat, ihren
Lebenswunsch erfüllen. Einen Hund. Sie war in ihrem Elternhaus mit Hunden
aufgewachsen, konnte aber aus beruflichen Gründen bis heute keinem Hund ein
Heim geben. Jetzt ist es also so weit, Sie möchte einem Hund aus dem Tierschutz
eine Chance geben. So hat sich die Dame in den letzten Wochen und Monaten intensiv
mit Fachliteratur, Internetforen und diversen Hundetrainern auseinandergesetzt.
Sie möchte alles richtig machen, bei dem Hund, der bei ihr einziehen soll. Aber
auch der Umwelt gegenüber. So rief sie heute bei mir an und schilderte mir,
dass sie in dem Wust an Informationen und Diskussionen, die sie im Internet
gefunden habe, aber auch durch die Meinungen verschiedener
Hundeschulenbetreiber etc. in und bei ihrem Wohnort, völlig verunsichert sei.
Einige würden ihr zu sehr viel Training mit dem Hund raten (pauschal, der Hund
ist noch nicht da – ja nicht einmal ausgesucht), andere würden auf
irgendwelchen Rangordnungen herumreiten, wo der Mensch den Hund dominieren
müsse…
Sie sagte, dass
sie in der Zeit der Vorbereitung auf einen Hund und der intensiven Recherche
den Eindruck bekommen habe, als gebe es nur zwei Möglichkeiten, trotz
aller Informationsfülle, in der Hundeerziehung abzeichnen. Ein Leben mit einem
Hund würde fast ausschließlich aus trainieren bestehen, oder, als zweite
Möglichkeit könne man den Hund dominieren und ihm praktisch nichts erlauben –
wodurch er „funktioniere“ würde. Ich zitiere hier eine engagierte Dame und gebe
kein persönliches Statement ab. Aber irgendwie war dieser Anruf, mit dieser
Suche nach Hilfe, sehr bezeichnend.
Nachdem wir uns
eine Weile unterhalten hatten fragte die Dame nach: „Wenn ich jetzt einen Hund
habe, muss ich dann ständig mit ihm trainieren? Oder muss ich ihn einfach den
ganzen Tag unterdrücken, dominieren? Und darf ich auch mal einfach nur mit ihm
leben? Wie sieht der Alltag mit einem Hund aus?“
Meine Antwort
war kurz und bündig, und ich konnte durch das Telefon den Stein fallen hören,
der die Dame erleichterte. Wir werden jetzt zusammen einen Hund für sie finden
und dann individuell entscheiden, was im Detail zu tun ist. Aber garantiert
wird sich ihr Leben, und das des Hundes, nicht ausschließlich um trainieren
drehen, und schon gar nicht um dominieren…