Stolz auf Koka und alle Hunde
Gerade mit Koka in der Stadt unterwegs gewesen. In einiger Entfernung
kommt uns eine Frau mit ihrem Kind entgegen, einem kleinen Jungen mit einem
Roller. Als der Junge uns erblickt, gibt er mit seinem Roller Gas und kommt
frontal auf uns zu. Ich sage noch „langsam“ und trete mit Koka zur Seite in
eine Wiese. Doch blitzschnell ist der Junge da, stoppt ca. 2 m vor uns, lässt
den Roller laut scheppernd fallen und rennt mit ausgestreckter Hand auf Koka
zu, um sie zu streicheln. Mein ruhig gesprochener Protest kommt bei ihm nicht
an. Und nachdem er seinen polternden Roller verlassen hat und in unsere Richtung
rannte, fiel er auch noch über seine eigenen Beinchen um plumpste Koka direkt
vor die Nase und fing direkt wie eine Sirene an zu weinen… Ihm war nichts
passiert und ich meckerte ihn auch nicht aus – Kinder sind nun einmal so und
müssen irgendwie auch so sein. Es wäre da vielmehr der Job der Mutter gewesen,
eine solche Situation zu verhindern…
In der ganzen Situation war ich aber sehr stolz auf Koka. Da
kommt frontal ein Mensch auf sie zu, lässt scheppernd einen Roller fallen,
kommt schnell mit ausgestreckter Hand auf sie zu, fällt fast auf sie und trötet
dann auch noch los. Und was macht sie? Schaut verwundert in Richtung des
trötenden kleinen Actiondarstellers, dann zu Herrchen – ein Gähnen als
Übersprungshandlung. Das war es, sie entspannte direkt…
Was aber wäre gewesen, wenn es nicht Koka gewesen wäre, die
speziell Menschen gegenüber eine unglaubliche Toleranzschwelle hat? (wenn
uns ein Hund so überfallen hätte, hätte sie anders reagiert ;-) )
Was wäre gewesen, wenn ein unsicherer Hund, der ggf. schon
viel Leid durch Menschhände erfahren hat, an Ihrer Stelle gewesen wäre? Was
wäre, wenn es ein Hund gewesen wäre, der durch übertriebene und aktionsreiche
Beschäftigung eine insgesamt herabgesetzte Toleranzschwelle gehabt hätte? Dann
wäre es eine durchaus mögliche Reaktion gewesen, dass der Hund sich von dem Jungen
wirklich angegriffen gefühlt hätte. Und um, seiner Ansicht nach, sein Leben zu
schützen, hätte er vielleicht zur Abwehr gebissen. Und wem hätte man die Schuld
gegeben? Natürlich dem „bösen“ Hund…
Ich habe nach der Situation der Mutter und ihrem Sohnemann
(der das Sirenengeheul inzwischen abgestellt hatte) sachlich vermittelt, dass
Hunde empfindende Lebewesen sind, die Abwehrmechanismen haben, die auch einmal
Reflexartig gezeigt werden können. Ohne „schuldig“ oder „böse“ zu sein. Ich
habe den beiden dann erklärt, dass man immer erst nachfragen soll, wenn man
einen Hund streicheln möchte, nicht böse sein, wenn der Besitzer nein sagt (der
Hund kann ja auch alt sein, Berührungsschmerzen haben etc.). Und ich habe ihnen erklärt, wie man, wenn der
Besitzer es zulässt und der Hund keine Stresssymptome zeigt, streichelt. Gut,
war schon ein freundlich gehaltener, kleiner Privatvortrag J
Übrigens. Mein Stolz auf Koka lässt sich eigentlich auf
praktisch alle Hunde übertragen. Solch ein Vorfall passiert sicher am Tag
tausendfach allein in Deutschland. Und wenn man dagegen stellt, wie oft
tatsächlich mal gebissen wird, muss man eines feststellen: Insgesamt sind Hunde
uns Menschen gegenüber eine unglaublich freundliche und tolerante Art. Ein
Gedanke und zusätzlich ein statistischer Fakt, den sich viele mal in einer
ruhigen Sekunde durch den Kopf gehen lassen sollten…