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Die Seele des A…lochhundes

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Ich möchte heute einmal eine Geschichte aus meinem beruflichen Alltag erzählen, die meiner Meinung nach symptomatisch für das Verständnis von Mensch gegenüber Hunden ist. Anruf als „letzte Hoffnung“ Ich hatte einen Kundentermin bei einer Familie mit einer Hunderasse, die, wie ich finde, heute viel zu selten zu sehen ist. Der Mittelschnauzer war zu der jungen Familie gekommen, weil der Vater daheim, auf einem landwirtschaftlichen Betrieb, mit Hunden der Rasse aufgewachsen war. Der Schnauzer kam als Welpe zur Familie, wuchs in den ersten zwei Jahren relativ problemlos auf. Als die Familie meine Hilfe in Anspruch nahm, war der Hund knapp drei Jahre alt. Als mich die Mutter anrief, war das einer der Anrufe, wo mir gesagt wurde, dass man schon alles probiert hätte, es nicht besser würde und ich die letzte Hoffnung wäre. Das höre ich leider oft – obwohl ich es so nicht wirklich gerne höre. Weil ich schon unter emotionalem Druck stehe, bevor ich den Hund überhaupt gesehen habe. Ab

Artgerechte Pelztierhaltung? - Augen auf und Mitgefühl anschalten beim Jackenkauf...

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In den letzten Jahren ist z. B. bei Winterjacken ein echter Pelzkragen wieder modern geworden. Oder auch andere Pelzmode. Gerechtfertigt wird der Trend mit Zuchttieren aus artgerechter Haltung. Es gibt also tatsächlich Menschen die behaupten, man könne Tiere, deren Pelze der Mensch für sich nutzen möchte, „artgerecht“ halten. Am besten kenne ich mich natürlich mit Hundeartigen aus, darum möchte ich einmal etwas vom natürlichen Leben eines Fuchses erzählen. Großes Revier durchwandern Füchse sind für Hundeartige relativ häufig auf Achse. Sie schlagen selten große Beute wie etwa Wölfe, sondern ernähren sich von vielen kleinen Mahlzeiten am Tag. Das können kleine Säugetiere sein, aber auch Insekten oder auch pflanzliche Kost wie Beeren etc. Um Ihren Tagesbedarf an Nahrung zu decken durchwandern sie ihr Revier, täglich fünf bis sechs Stunden lang. Um ihre Beute und ihre Nahrung zu erhalten werden sie oft vor Probleme gestellt – Probleme die sie lösen müssen, die ihr Gehirn fordern. B

Wahrheit, Wissenschaft und Rudelführer

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Je mehr Wahrheiten und Informationen man heute durch das Internet zu diversen Sachverhalten präsentiert bekommt, ja mehr fällt mir etwas auf. Mir fällt die Tatsache auf, dass sehr schnell von Wahrheiten gesprochen wird, von absoluten Wahrheiten – speziell im Hundebereich… Forscher formulieren schwammig Im Gegenteil zu absoluten Wahrheiten nutzen Wissenschaftler und Forscher meist folgende Formulierungen: „Wir gehen davon aus“; „der Sachverhalt ist mit Daten unterfüttert“; „wir nähern uns an“; „die Forschungen deuten darauf hin, dass…“; „die Ergebnisse lassen den Schluss zu“; „die Theorie/These ist plausibel“, usw. (c) Fotolia Gern wird diskutiert, Fakten werden ausgetauscht, hinterfragt und oft wechselt die Wissenschaft die Theorien und ist auch bereit, Irrtümer einzugestehen. Ich zitiere da gern einen TV-Astrophysiker, der einmal äußerte, dass sich die Wissenschaft im Prinzip von einem Irrtum zum nächsten hangelt. Wissenschaft bringt Wissen Was natürlich nicht heißt, d

Gefährliches Monster? Überhund? Oder einfach nur Hund? Der American Staffordshire Terrier

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Wenn man etwas über den American Staffordshire Terrier schreiben möchte, begibt man sich auf dünnes Eis. Dieses Eis ist nicht dünn, weil man vielleicht die Rache dieser „vermeintlich doch so gefährlichen“ Hunde fürchten muss. Nein, eher muss man die Reaktionen fürchten, die von menschlichen Gegnern oder auch Liebhabern dieser Rasse kommen können. Doch dazu später mehr. Zunächst etwas über die Hunde dieser Rasse, die mir in der Praxis begegnet sind. Doch dabei fällt es mir relativ schwer, eine auch nur annähernd allgemeingültige Aussage zu treffen. Mir sind dort nämlich American Staffordshire Terrier begegnet, die faul und träge waren, aber sicher ebenso viele, die als typische Terrier hochaktiv waren und ein gesundes Maß an Auslastung benötigten. Dann gab es sensible, dauerbeschwichtigende Vertreter und es gab selbstbewusste, die mit häufigem Imponiergehabe der Umwelt klar vermitteln wollten, dass sie sich nicht unterkriegen lassen. Es gab mutige, feige, schnell lernende, begriffsstu

Nochmal §11 - Verrückt machen von allen Seiten

Beruflich muss ich mich jetzt schon eine ganze Weile mit dem inzwischen berüchtigten §11 („Erlaubnispflicht Hundeausbilder“) beschäftigen. Als Verbandsvorsitzender, als Fortbildungsanbieter aber auch als „Hundeausbilder“ selbst. Die Geschichte nervt in der Umsetzung und verunsichert viele, deren Existenzen davon abhängen. Dass dort in vielen Fällen Klärungsbedarf besteht kann man nicht abstreiten. Leider kann niemand (weder Verb ände, Anwälte, Ministerien oder Behörden) im Moment absehen, wie genau es dort weitergeht. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit werden rechtliche Fakten erst zu einem späteren Zeitpunkt geschaffen. Ergebnisse für die Zukunft Das hilft den Betroffenen im Moment wenig. Darum ist es zu begrüßen, wie sich Verbände, Anwälte, Institutionen und sonstige Personen für die Betroffenen einsetzen. Vielleicht kann man gemeinsam zumindest ein annähernd befriedigendes Ergebnis für alle Parteien erreichen. Das ist aber sicher eher für die Zukunft zu erwarten. Nach aller Er

Traubenführung natürliches Hundeverhalten?

Im Moment sieht man (leider) immer häufiger Videos oder hört und liest Aussagen von Typen, die mir gewaltig auf den Senkel gehen. Ich meine diese Leute, die vor einem „Hunderudel“ herlaufen oder Radfahren, und die Hunde dicht wie Trauben gedrängt diesem Menschen folgen, ihn nie überholen und auch nicht aus der „Formation“ ausscheren. Wie von Geisterhand bewegt sich die enge Traube aus Hunden hinter dem Menschen her. Und das Ganze wird beklatscht und mit „Führungsqualitäten“ gelobt. Mit „Korrekturen“ zusammengehalten Oh, Mann! Hunde würden in einem selbstgewählten Umfeld, in einer Gruppe, der sie freiwillig beigetreten sind, niemals ein solches Verhalten zeigen. Eng aneinander gedrückt einem Individuum blind folgen. Das ist völlig unnatürliches Verhalten, welches nur so gezeigt werden kann, indem die „Formation“   durch Schläge, Tritte und andere „Korrekturen“ zusammengehalten wird – so lange, bis es funktioniert und im Video oder TV präsentiert werden kann. Jeder der ausschert, ha

Anpassen, arrangieren und gegenseitiger Respekt

Wenn man mit Menschen zusammenlebt oder zusammenarbeitet, geht man meist nach einem einfachen Muster vor, damit die soziale Gemeinschaft funktioniert. Man passt sich an, man arrangiert sich mit den Eigenschaften des oder der Anderen – und man behandelt sie, wie man selbst behandelt werden möchte. Wenn sich alle anpassen und arrangieren, werden letztlich auch alle gleich behandelt, man findet Kompromisse, mit denen alle Leben können sollten und sich dabei wohl fühlen (gut, klappt nicht immer - so sollte es aber sein). Anpassen, arrangieren und gegenseitiger Respekt – die Grundlage für jedes soziale Zusammenleben. Das Zusammenleben mit Hunden verhält sich da nicht anders. Allen geschäftsträchtigen Philosophien und der Informationsflut unserer Zeit zum Trotz…

Gleiches 11er-Recht für alle

Wir Deutschen verlangen ja sogar von Mexikanern, die Sachkunde nachzuweisen, wenn sie bei uns mit Hunden arbeiten möchten. Auch wenn sie die Sachkunde nicht nachweisen können… Obwohl die Umsetzung des Gesetzes zur Erlaubnispflicht für „Hundeausbilder“, vorsichtig ausgedrückt, recht chaotisch abläuft, ist es in seinen Grundzügen zu begrüßen. Wie gesagt, im Moment wird die Sachkunde unterschiedlich geprüft und nicht alle sind glücklich darüber. Stee llungnahmen und „offene Briefe“ überschwemmen gerade das Netz. Wattebauschtest oder Hardlinerprüfung? Es geht vor allem um den Test, den viele Ämter zur Überprüfung der theoretischen Sachkunde einsetzen. Da gibt es Kollegen, die darin eine Verschwörungstheorie der „Wattebauschfraktion“ sehen und sich in der Freiheit ihrer „Philosophie“ gehemmt sehen. Das ist aus dem Grund komisch, weil ich persönlich aus anderen Gründen eher skeptisch bzgl. des Tests war. Da er ursprünglich von Trainern mitgestaltet wurde, die ganz und gar nicht der

Der konditionierte Entspannungshund

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Kürzlich stand ich in einem nicht enden wollenden Stau. Auf einer Strecke, die ich unter normalen Umständen in maximal 1,5 Stunden bewältige, brauchte ich an diesem Tag über 3 Stunden. Besonders ärgerlich war es, dass ich auf dem Weg zum Flughafen war. Die Zeit wurde mehr als eng, meine Nervosität stieg, ich war überflutet von Stresshormonen, die meinen Körper in Alarmbereitschaft versetzen. Das ist im Prinzip der gleiche Zustand wie bei einem Kampf oder einer Flucht – man ist gereizt, schlechte Gefühle beherrschen einen. In der Situation habe ich dann an meine Hunde gedacht, habe Bilder von ihnen im Archiv meines Gehirns gesucht. Und was passierte? Ich wurde spürbar ruhiger, meine Aufregung und meine schlechten Gefühl senkten sich auf ein wesentlich niedrigeres Maß. Blödsinn? Was für ein Blödsinn, wird sich vermutlich jetzt mancher denken. Aber das ist eigentlich nur die Anwendung natürlicher Mechanismen. Im Grunde ist das ein bewusstes Beeinflussen meines Hormonhaushalts, der mei

„Das machen Hunde untereinander auch“ – Zeit für einen Klartext

Wenn Hundetrainer „robust“ mit Hunden umgehen, hört man immer wieder folgende Rechtfertigung: „Hunde gehen auch so miteinander um“. Ein Satz, benutzt von „Haudrauftypen“, die Hunde fast ausschließlich über unangenehme Konsequenzen konditionieren, das aber Kommunikation nennen. Menschen, die in seitenlangen Pamphleten Gewalt rechtfertigen, aber eigentlich simpelsten Radikalbehaviorismus leben und anwenden. Genau die behaupten, dass Hunde auch ständig „robust“ miteinander umgehen würden. Robust miteinander bei unnatürlichem Leben Nein, wenn wir mal das Spiel und Fortpflanzungsverhalten außen vor lassen, gehen Hunde in ihrem sozialen Verhalten nicht so miteinander um. Hunde gehen meist freundlich miteinander um, kontrollieren sich nicht ständig, reglementieren sich nicht ständig – und vor allem nicht ständig über Härte. So gehen nur Hunde miteinander um, die schlecht sozialisiert wurden, oder die so gehalten werden, dass zu viele von ihnen auf engstem Raum leben und/oder die sich nic

Dem Hund das Erwachsensein vorenthalten. Ist das in Ordnung?

Ein erwachsener Mensch zeichnet sich dadurch aus, dass er selbstständige Handlungen ausführt, dass er seinen Verstand benutzt, wenn er diese Handlungen ausführt. Ein erwachsener Mensch grenzt sich von Zeit zu Zeit ab, er fördert und schließt Frieden. Er erledigt selbstständig seine Aufgaben und Pflichten und ein erwachsener Mensch übernimmt Verantwortung. Ein erwachsener Mensch ist „erwachsen“. Auf dem Weg ein erwachsener Mensch zu werden, muss der Mensch lernen, erwachsen zu sein. Dazu gehört auch, sein Leben selbstständig zu ordnen und zu strukturieren. Allerdings gehört es auch zum „Erwachsensein“, dass der Mensch lernt, sich anzupassen, Grenzen und Regeln anzuerkennen. Soweit es zu seinem Vorteil ist.   Infantile Menschen   Ein Mensch wird NICHT erwachsen, wenn er nicht die Möglichkeit hat, erwachsen zu werden – oder ihm die Möglichkeit genommen wird. Wenn man ihm nie etwas zutraut, wenn man ihm nie erlaubt selbständige Handlungen auszuführen und dabei seinen eigenen Verstan

Sanfte Hundeerziehung auf dem Vormarsch? Ein Recherchestatus…

Ob in Fachzeitschriften oder Interviews – vor einigen Monaten hörte oder las ich häufig davon, dass sich „Hundeexperten“ darüber beschwerten, dass der Trend zu einer „sanften“ Hundeerziehung der Beginn des Weltuntergangs wäre – oder zumindest der Beginn der hündischen Weltherrschaft. Nun, persönlich muss ich sagen, dass ich nichts gegen eine Weltherrschaft der Hunde hätte. Wenn ich sehe, was die Menschen überall auf diesem Planeten für unsägliche Dinge verzapfen, könnte uns eine hündische Herrschaft nur gut tun… Nicht allen Aussagen trauen Aber zurück zu den von mir subjektiv empfundenen Dauerbeschwerden, dass die Hundeerziehung verweichlichen würde. Da ich so gut wie nie einfach nur hinnehme, was mir andere zu vermitteln versuchen, und immer skeptisch bin, wollte ich diese Aussagen einmal näher untersuchen. Ob irgendetwas daran sein kann. Ich beschloss also, für mein Hundemagazin CANISUND eine Recherche durchzuführen, die sich mit Hundeschulen und „Hundeausbildern“ beschäftigt –

Frau schlägt Hund - und erntet keine bösen Blicke...

Für einen Kaffee zwischendurch saß ich heute bei schönen Wetter vor einem Café in Geseke. Es liegt in einem kleinen Park, durch den auch ein Bach läuft. Das Café war gut besucht, viele Menschen saßen draußen, um mich herum. Da kamen zwei Frauen mit ihren Hunden vorbei. Zwei Australien Shepherds. Die Hunde schienen den Park zu kennen und zogen stark in die Richtung des Bachlaufs, vermutlich waren sie voller Vorfreude auf das nahende Bad. Mische mich ungern ein An dieser Stelle möchte ich kurz etwas einschieben. Eigentlich mische ich mich nicht ungefragt ein, wenn ich Menschen mit ihren Hunden sehe – Schlaumeierei stößt meist auf wenig Gegenliebe und schadet Hunden häufig mehr, als sie hilft. Manchmal spreche ich Leute aber auch gezielt und sachlich an, wenn ich denke, sie gehen zu weit oder der Hund leidet ernsthaft und die Besitzer können das nicht erkennen. Hundeschlägerin Aber heute konnte ich die Sachlichkeit beim besten Willen nicht beibehalten. Eine der Frauen, die de

Plädoyer für einen Hund ohne Lobby...

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Obwohl dies ein Blog ist, der sich in erster Linie mit Haushunden beschäftigt, erlauben Sie mir, hier einmal einen bei uns heimischen Wildhund zu erwähnen, der gnadenlos verfolgt und getötet wird. Erlauben Sie mir ein Plädoyer für ein Lebewesen, welches kaum jemand kennt – welches aber in Deutschland leider viel Leid erfährt: Der Marderhund. Der Marderhund ist eine kleine Wildhundeart, die ursprünglich in Ostasien beheimatet ist. In den 1920er Jahren wurde er wegen seines Pelzes westlich des Ural ausgesetzt. Von dort breitete sich der kleine Hund rasch nach Westen aus, so dass 1962 das erste Exemplar in Deutschland (Dresden) nachgewiesen wurde. Heimliches Tier Der Marderhund ist ein sehr heimliches Tier, welches für seine Aktivitäten die Nacht bevorzugt und deshalb kaum gesichtet wird. Selbst Jäger bekommen ihn selten zu Gesicht. Und wenn, erschießen sie ihn direkt... (c) Fotolia - Antje Lindert-Rottke Warum tun sie das und ist es überhaupt nötig? Nun, zunächst zählt d